Vorstellung des Sozialbericht Nürnberger Land

08. Februar 2012

Podiumsdiskussion zum Sozialbericht des Nürnberger Lands

In der vierten Auflage ihrer Podiumsdiskussionen hatte die Röthenbacher SPD diesmal den Sozialbericht des Nürnberger Lands zum Thema. Neben den zahlreichen interessierten Besuchern, darunter 1. Bürgermeister Günther Steinbauer, 2. Bürgermeister Dieter Quast und Unterbezirksvorsitzender Martina Baumann konnte Ortsvereinsvorsitzender Erich Dannhäuser als Diskussionsteilnehmer den Landes-vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt MdL Dr. Thomas Beyer, Stephan Doll DGB Regionalsekretär, stellv. VdK-Kreisvorsitzenden Karl Jäger, Caritas Geschäftsführer Michael Groß, Gerd Reinhardt vom Sozialverband Deutschland und DGB-Ortskartellvorsitzenden Eduard Schottenhammer auf das herzlichste begrüßen. Mode-riert wurde die Veranstaltung von Stadträtin Marianne Haller.

DGB-Ortskartellvorsitzender Schottenhammer ging auf die Historie des vorliegenden Sozialberichts ein. So waren es die Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl 2008 des Ortskartells, die den Anstoß gaben. Hier war ein zentrales Thema Armut zu beseitigen und deren Ursachen zu bekämpfen. Die SPD-Stadtratsfraktion unter der Leitung der Vorsitzenden Ullrike Knoch war es, die das Thema aufgriff, das DGB-Ortskartell und die SPD-Kreistagsfraktion zu einem gemeinsamen Termin nach Röthenbach einlud. Hieraus ergab sich der Antrag im Kreistag zur Erstellung des ersten Sozialberichts für das Nürnberger Land. Für die Unterstützung bedankte Schottenhammer sich noch einmal vor allem bei Bürgermeister Günter Steinbauer, DGB-Regionalsekretär Jan Körper, Fraktionsvorsitzender Ullrike Knoch, stellv. Landrat Norbert Reh und MdL Dr. Thomas Beyer.
In einer abwechslungsreichen und teilweise emotionalen Diskussionsrunde musste Marianne Haller die Gesprächsteilnehmer manchmal ein bremsen, damit die Veranstaltung in einem gewissen Rahmen blieb. Bot das Thema doch einige differenzierende Ansichten.
So stellte MdL Beyer fest, dass sicher ein Sozialbericht des Landkreises München in der ersten Fassung schon deutlich weiter war als der des Nürnberger Lands. Enthält doch der Landkreisbericht deutlich zu viele Pauschalisierungen. Außerdem fehlten ihm Themenbereiche wie Migration und auch Alleinerziehende. Diese gelte es für eine Fortschrei-bung in der nächsten Legislaturperiode mit ein zu beziehen.
Zwar weisen die aktuellen Arbeitslosenzahlen fast eine Vollbeschäftigung aus, allerdings ist dabei auch im Nürnberger Land jeder fünfte Arbeitsplatz als prekär – das heißt Minijobs, befristet Verträge oder auch Zeitarbeit – zu bezeichnen, so der DGB-Regionsvorsitzende Stephan Doll. Wünschenswert wäre, dass neben der Armut in einer Fortschreibung auch ein Reichtumsbericht enthalten sein sollte.
Michael Groß von der Caritas sieht Röthenbach schon auf einen guten Weg. Besonders Einrichtungen wie das Mehr-genrationen Haus oder die AWO-Begegnungsstätte bieten besonders für ältere Menschen einen guten Bezugspunkt um auch lange ein selbstbestimmtes Leben führen zu können und nicht in Altersheim „abgeschoben“ zu werden.
Gerd Reinhardt bemängelt, dass es im vorliegenden Sozialbericht an konkreten Aufgaben und der Nennung der möglichen Hilfseinrichtungen mangelt.
Karl Jäger konnte aus seinen persönlichen Erfahrungen heraus berichten, dass es gerade Menschen aus prekären Arbeitsverhältnissen und hier wiederum ein hoher Prozentsatz Frauen sind, die dann zu den Problemfällen im Rentenalter werden. Er rät daher allen Geringverdienern freiwillig den Beitrag zur Rentenversicherung auf zu stocken.
In einer Wortmeldung stellte der zweite Bürgermeister Quast gezielte Hilfsangebote der Stadt Röthenbach vor. So kann man den Stadtbus für 50 Cent pro Fahrt nutzten, die Familienkarte des Freibads kostet sozialverträgliche 40,00 € im Jahr oder auch die 100 %ige Kindergartenplatzabdeckung nannte er. Allerdings fühlen sich bei dieser Fülle von freiwilligen Leistungen Kommunen von der „großen Politik“ oft im Stich gelassen.
Der Elternbeiratsvorsitzende Georg Escher (Geschwister-Scholl-Gymnasium), der sich ebenfalls zu Wort meldete, merkte an, dass bisher pro Jahrgangsstufe ca. 21 % der Schüler mit einem niedrigen Bildungsniveau die Schule verlassen. Gerade diese finden oft nur eine Beschäftigung in prekären Arbeitsverhältnissen. Daher wäre aus seiner Sicht auch ein Bildungsbericht ein wichtiger Bestandteil, der Neuauflage des Sozialberichts.
Eduard Schottenhammer forderte zum Schluss eine „Umsetzungskommission“ für die Aufgaben aus dem Sozialbericht, für den sich die meisten Diskussionsteilnehmer spontan anboten.
Auch die Moderatorin der Veranstaltung Marianne Haller stellte eine zweimonatliche Veranstaltungsreihe zum Sozialbericht in den Raum.

Teilen