Nach wie vor leisten deutsche Soldaten Dienst in Afghanistan. Dieses droht auf Grund der aktuellen Themen in Vergessenheit zu geraten. Daher lud der SPD Ortsverein Röthenbach alle interessierten zu einem Bericht des Bundeswehr-Stabsoffiziers Bernd Küstner aus Schwaig ein.
Zu einem interessanten und informativen Abend konnte Ortsvereinsvorsitzender Erich Dannhäuser neben zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern den Referenten des Abends Bernd Küstner begrüßen. Dieser kommt aus Schwaig und ist dort stellvertretender Vorsitzender der SPD und Fraktionsvorsitzender der Gemeinderatsfraktion. Der vierfache Vater ist von Beruf Soldat der Bundeswehr im Range eines Majors und kann auf die Erfahrungen aus bisher drei Afghanistan-Einsätzen zurückblicken.
In der Einführung blickte Dannhäuser auf die Geschichte des Afghanistan-Krieges zurück, der seine Anfänge bereits 1978 hatte. Der Bundeswehr-Einsatz ist dabei auf die Folgen der Anschläge vom 11. September 2001 zurück zu führen. Im Rahmen des UN-Mandats vom Dezember 2001 ist auch Deutschland mit der Bundeswehr in der Sicherheitsunterstützungsgruppe ISAF dort im Einsatz.
Hier übernahm Küstner das Wort und schilderte die Vorbereitung auf diese Einsätze, das Leben in den Camps, die Aufgaben vor Ort und die Rückkehr nach Deutschland. Neben der Standardausbildung bei der Bundeswehr bekommen die Soldaten für den Einsatz zusätzliche Qualifikationen. Dazu gehören neben rechtlichen Grundlagen auch Aufgaben aus dem Sanitätsbereich oder spezielle Landeskunde. Ab dem Militärflughafen in Köln starten die Soldaten in das Einsatzgebiet im nördlichen Afghanistan – hauptsächlich in den Orten Masar-e Sharif, Kundus und Bagram. Die geplante Einsatzdauer beträgt vier Monate, wobei seine eigenen Einsätze sich in einer Dauer von fünf bis sechs Monaten bewegten. Die Unterbringung vor Ort war ebenso unterschiedlich – von einem Zelt, das in der Größe vergleichbar mit einem Bierzelt ist, für 600 Personen bis hin zu Containern mit ca. 16 m² Wohnfläche für drei Soldaten. Gerade wegen der Verhältnisse in den Camps, sagte Köstner lernt man die Gegebenheiten in Deutschland deutlich mehr zu schätzen. Eine große Gefahr ist aber immer vor Ort, dass man versucht ist in der Freizeit, die täglich Gefahr für das eigene Leben und das der Mitkameraden zu vergessen. Doch auch er musste immer wieder Fälle miterleben, in denen Kameraden im Einsatz vor seinen Augen verletzt oder gar getötet wurden. „Es ist eine Sekundenentscheidung, die über Leben und Tod entscheidet“, stellt Küstner fest. „Ebenso stellt man sich immer die Gewissensfrage, dass man Töten muss, um das eigene bzw. das Leben seiner Kameraden zu schützen.“ In seiner letzten Mission war er in Mazar-e Sharif im Rahmen des vom Bundestag am 18.12.2014 beschlossenen Resolute Support-Auftrags beteiligt. Hierbei geht es hauptsächlich um die Beratung, Ausbildung, und Unterstützung der afghanischen nationalen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte. Trotz aller Maßnahmen seitens der Bundeswehr schildert der Referent die Schwierigkeiten, die Soldaten nach solch einem Einsatz haben. Es ist einfach nicht möglich automatisch in das „alte“ Leben zurückzukehren. Neben den Erlebnissen muss man auch verarbeiten, dass die Familie das Leben ohne die eigene Person gemeistert hat und man eigentlich nicht gebraucht wird. All diese Probleme sind nur mit professioneller Hilfe, die heute auch angeboten wird, auf zu arbeiten.
Trotz aller Widrigkeiten zeiht Bernd Küstner zum Schluss ein überwiegend positives Fazit seiner Einsatzzeit in Afghanistan. So bleiben ihm immer in Erinnerung, der Zusammenhalt in der Truppe oder auch die Wertschätzung für Dinge, die zu Hause eher selbstverständlich sind, aber in einem fremden Land einfach etwas besonders sind. Aber auch die Lehrerfolge, die man erreicht, stimmen einen zuversichtlich. Allerdings hält er fest, dass man sich hierbei Illusionen hingeben darf, schnelle Veränderungen zu erreichen. Bedingt durch die Mentalität der Menschen wird man immer nur kleine Schritte machen können. So sieht er persönlich die Dauer dieses Einsatzes eher in Jahrzehnten denn Jahren.